Dyke March Linz
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Loud and Proud in der Stahlstadt: Dyke March

Warum es zusätzlich zur Pride einen Dyke March in Linz gibt.

Juni ist Pride Month – auch in der Stahlstadt! Während die große Pride Parade am Samstag, 29. Juni 2019, stattfindet, wird am Tag zuvor beim Dyke March noch einmal besonders auf Frauen*, die (auch) Frauen* lieben, aufmerksam gemacht. Wir haben uns mit zwei der Organisator*innen getroffen und mehr erfahren.

Titelbild Credit: Dyke March Linz

„Es ist keine Gegenveranstaltung, sondern ein Herausheben und Betonen“, erklärt Alice Eric Moe. „Und, hey, oida, betonen kann man nie genug!“ Wir sitzen im vierten Stock der Kunstuniversität Linz, draußen brennt die Sonne, drinnen geht es um die Pride und den Dyke March am Tag davor und warum es eigentlich notwendig ist, beides zu machen. Alice ist eine*r der Organisator*innen des Dyke Marches, hat die Veranstaltung letztes Jahr in Linz mitbegründet – und wirkt gleichzeitig an der Pride Parade mit.

Pride Linz

Die findet dieses Jahr am 29. Juni statt, am Nachmittag, mit Protestmarsch durch die Stadt und abschließender Party. Ein queerer Feiertag – eigentlich für alle. Trotzdem: „Vielfalt ist in der Pride lange nicht realistisch dargestellt worden“, meint Alice und weist zum Beispiel auf Transpersonen oder People of Color hin. „Okay, die Pride ist gay – aber sie ist immer noch weiß, sie ist immer noch cis-männlich!“ Genau darum gibt es den Dyke March – um die Sichtbarkeit von Frauen*, die lesbisch, bi, pan, genderfluid oder trans sind, von Frauen*, die Frauen* lieben, noch einmal hervorzuheben.

You are welcome here: Dyke March

Vor allem diese Personen sind es also, die am Freitag um 19:00 Uhr zum Dyke March in Linz eingeladen sind, aber auch Verbündete und Unterstützer*innen sind grundsätzlich willkommen. „Ich glaube, die einzigen Personen, die wir ausschließen, sind die TERFs“, stellt Hana fest, ebenfalls eine der Mitbegründer*innen. TERFs, das steht für „trans-exclusionary radical feminists“ und beschreibt selbsternannte radikale Feminist*innen, die Transpersonen nicht anerkennen. „So ein Denken hat weder bei der Pride noch bei uns etwas verloren“.

Linz Dyke March

Was für TERFs gilt, gilt auch für andere Formen von Diskriminierung – weder Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie, Ableism oder ähnliche -ismen sind hier willkommen. Es geht vor allem darum, einen Safe Space zu schaffen, einen Ort, eine Gemeinschaft, der Rückzug bietet für Personen, die diskriminiert oder von der Gesellschaft an den Rand gestellt werden. Das gilt für die Mainstream-Gesellschaft, aber auch innerhalb der LGBTQIA+ Community: „Wir müssen genauso sehr einen Safe Space für uns gegenseitig schaffen. Wir müssen als Family auf uns schauen und uns Platz machen“, meint Alice dazu.

LGBTQIA+ hat viele Buchstaben

Manchmal bedeutet das auch, für Menschen Platz zu machen, die ihn auf den ersten Blick vielleicht nicht zu brauchen scheinen. „Wenn ich eine Frau sehe, die Hand in Hand mit einem Mann geht, heißt das nicht, dass sie eine Heterofrau ist“, beschreibt Hana. „Vielleicht ist jemand der beiden bi, vielleicht ist jemand trans, vielleicht sind sie inter, vielleicht ist jemand asexuell!“ Rücksicht zu nehmen und sich gegenseitig zu unterstützen kann also auch bedeuten, eigene Vorurteile zu erkennen – sie einzugestehen und dann hinter sich zu lassen. Und: „Jemand, der sagt, ich bin bi- oder pansexuell, hatte aber noch nie eine Beziehung mit einer Frau, ist genauso authentisch wie die Gold-Star-Lesbe, die noch nie einen Mann angegriffen hat“, so Hana.

„Wenn ich eine Frau sehe, die Hand in Hand mit einem Mann geht, heißt das nicht, dass sie eine Heterofrau ist“

Was vor genau 50 Jahren mit den Stonewall Riots gegen willkürliche Polizeigewalt an queere Personen als Lesben- und Schwulenbewegung begann, ist also gerade dabei, verstärkt die anderen Buchstaben in LGBTQIA+ zu inkludieren – Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Trans, Queer, Intersex, Asexuell oder +, also weitere Arten von Sexualität. „Es ist alles sehr fluid und es gibt ein riesiges Spektrum“, erklärt Hana. „Und diese Begriffe, die wir haben, natürlich sind die wichtig. Aber sie sind auch gleichzeitig einschränkend.“

Proud Dyke March Linz

Alice sieht das genauso: „Diese Konzepte sind so lange Stützräder, bis man eben ohne Stützräder fahren kann.“ Das Ziel wäre also eine Welt, in der diese Begriffe und Konzepte egal sind – eine Welt, in der Wertschätzung nicht von der eigenen Sexualität abhängig ist. Wie wir dahin kommen? „Welchen Weg wir gehen, ist scheißegal“, meint Alice Eric Moe. „Aber einer davon ist der Dyke March.“

Der Dyke March findet am 28. Juni 2019 um 19:00 Uhr in Linz statt, Startpunkt ist in der HOSI Linz. Er wird heuer zum zweiten Mal veranstaltet, nachdem er 2018 von Alice Eric Moe, Hana, Simone Tichter und Andreea ins Leben gerufen wurde. Dieses Jahr endet der Dyke March bei den feministischen Interventionen von Fiftitu%.

Fräulein Flora Linz gönnt sich eine Auszeit

Unsere fleißigen Schreiberlinge sind ja alle freiberulich tätig und derzeit in anderen Projekten schwer involviert. Deshalb macht der Blog hier eine kleine Pause. Aber keine Sorge: Alle Tipps bleiben natürlich online und sobald es weitergeht, geben wir euch Bescheid. In der Zwischenzeit könnt ihr gerne bei Fräulein Flora Salzburg vorbeischauen. Dort steppt der Bär umso mehr.

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eure Fräuleins