Von 1. bis 8. Oktober 2018 kann man für das Frauen*Volksbegehren unterschreiben. Weil wir das ziemlich cool und wichtig finden, sind wir auf die Straße zum Flyern gegangen – diese Leute haben wir dabei getroffen.
„Haben Sie das Frauen*Volksbege…“, sagst du, da ist sie schon an dir vorbei. Dein Mund steht dir noch offen, deine Haare flattern im Wind, deine Hand hängt ausgestreckt in der Luft, dein Flyer traurig nach unten. Du bist gerade Der Gestressten begegnet.
Die Gestressten haben keine Zeit fürs Stehenbleiben. Ein freundliches „Nein, Danke“ würde ihren gesamten Tagesplan durcheinanderbringen, schließlich ist der auf die Sekunde genau durchberechnet. Sie wirbeln schneller durch den Alltag, als du „Gleichberechtigung“ sagen kannst, und während sich ihr Fahrtwind langsam wieder legt, denkst du: Warum sind sie wohl dermaßen gestresst? Wer weiß. Vielleicht liegt’s ja daran, dass sie vor ihrem 12-Stunden-Tag noch dringend eine unbezahlte Kinderbetreuung organisieren wollen, weil die Krabbelstube ihrer Kinder gerade schließen musste.
Die, Die Aus Prinzip Nicht Unterschreiben
Ein grantiges „Nein“ ist das Netteste, was du aus ihrem Mund hören wirst. Die, Die Aus Prinzip Nicht Unterschreiben, sind gegen das Frauen *Volksbegehren. Und lassen dich das so richtig spüren. Als Antwort auf deine Anfrage seufzen sie mit voller Inbrunst, verdrehen die Augen bis in die tiefste Ecke ihres Hinterkopfes und lachen verächtlich. Flyer werden mit missbilligenden Blicken gestraft, viele brabbeln beim Weitergehen so Dinge wie „Na sicha ned“, „Gö, des braucht jo wirklich kana“ oder, der Klassiker, „Wir san eh scho längst gleichberechtigt.“ Dass Frauen* in Österreich für dieselbe Arbeit immer noch 21.7% weniger verdienen als Männer* fällt da dann wahrscheinlich nicht rein. Die vielen anderen Argumente ganz sicher auch nicht.
Die, Die Sowieso Schon Alles Unterschrieben Haben
„Haben Sie das Frauen*Volksbegehren schon unterschrieben?“ Dein Gegenüber überlegt. Kurze Pause, Stirnrunzeln, intensives Nachdenken. Dann die Erleuchtung: „Ja!“ Erleichtertes Lachen.
Fröhlich gehen Die, Die Sowieso Schon Alles Unterschrieben Haben, weiter. Ihre schnelle Reaktionsfähigkeit und der kurzzeitig eingetroffene Geistesblitz haben sie vor dem gefürchteten Flyer bewahrt – und niemand hat’s gemerkt. Sie haben wirklich schon alles unterschrieben: Das eine Ding für die Frauen, das mit dem Rauchen und das mit dem ORF auch. Ach so, also auch das für bessere Behandlung von Einhörnern in Österreich? Ja, genau, das eh auch. Na dann!
Psst: Die, Die Sowieso Schon Alles Unterschrieben Haben, sind übrigens verwandt mit Denen, Die Morgen Unterschreiben. Eh klar.
„Jössas“, geht es los. „Früher, wissen’s, do war des noch gaunz aunders!“ Deinen Flyer bist du längst losgeworden, schlapp liegt er in der Hand deines Gegenübers. Was das Frauen*Volksbegehren ist, warum es das überhaupt gibt und dass man jetzt unterschreiben kann, hast du auch schon erklärt. Jetzt fehlt natürlich nur mehr Eines: Die gesamte Lebensgeschichte plus Hintergrundinformationen der Person vor dir. Du stehst seit zehn Minuten mit Einer, Die Nur ein Bisserl Ratschen Will auf der Straße – und weißt bereits jetzt mehr über sie als über deinen besten Freund.
Deine Versuche, das Gespräch zu beenden, gehen im endlosen Geplapper unter, links und rechts strömen Passant*innen vorbei, nur für dich steht die Zeit still. Schließlich, endlich!, nimmt dein Gegenüber deine Hand: „Donksche. Für des Gespräch.“ Als dich der nächste, dem du einen Flyer in die Hand drückst, grantig anfaucht, wirst du doch kurz weich: Eigentlich war das Ratschen eh recht nett.
Die Stillen
„Haben Sie das Frauen*Volksbegehren schon unterschrieben?“ Mit großen Augen starrt Der Stille zurück. Ohne sein Schritttempo zu verändern, geht er weiter – langsam. Gemächlich. Schweigend. Er verschwindet so leise in der Menge, wie er gekommen ist. Du bist dir kurz nicht sicher, ob du ihn geträumt hast, da fällt dir plötzlich auf, dass dein Flyer weg ist. Den hat er mitgenommen, der Stille.
Die Unterstützer*innen
„Ja! Schon im Frühling!“, sagen sie zu dir, wenn du fragst, ob sie bereits unterschrieben haben. Oder: „Ma. Das muss ich unbedingt noch machen!“ Sie bleiben stehen, informieren sich, tauschen sich mit dir aus – Die Unterstützer*innen. Sie kommen zurück, um sich noch eine Karte zu holen. Oder um sich zu beschweren: „Warum das 2018 immer noch nötig ist! Eine Frechheit!“ Da bleibt dir ausnahmsweise nicht mehr viel zu sagen außer: Danke. Und: Stimmt. Weil es hoffentlich auch das letzte Mal ist, dass wir ein Frauen*Volksbegehren brauchen.
Du kannst das Frauen*Volksbegehren noch bis 8. Oktober 2018 in einem Eintragungslokal in deiner Nähe unterschreiben – oder ganz einfach online mit Handy-Signatur oder Bürgerkarte.
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Unsere fleißigen Schreiberlinge sind ja alle freiberulich tätig und derzeit in anderen Projekten schwer involviert. Deshalb macht der Blog hier eine kleine Pause. Aber keine Sorge: Alle Tipps bleiben natürlich online und sobald es weitergeht, geben wir euch Bescheid. In der Zwischenzeit könnt ihr gerne bei Fräulein Flora Salzburg vorbeischauen. Dort steppt der Bär umso mehr.
Von 1. bis 8. Oktober 2018 kann man für das Frauen*Volksbegehren unterschreiben. Weil wir das ziemlich cool und wichtig finden, sind wir auf die Straße zum Flyern gegangen – diese Leute haben wir dabei getroffen.
Die Gestressten
„Haben Sie das Frauen*Volksbege…“, sagst du, da ist sie schon an dir vorbei. Dein Mund steht dir noch offen, deine Haare flattern im Wind, deine Hand hängt ausgestreckt in der Luft, dein Flyer traurig nach unten. Du bist gerade Der Gestressten begegnet.
Die Gestressten haben keine Zeit fürs Stehenbleiben. Ein freundliches „Nein, Danke“ würde ihren gesamten Tagesplan durcheinanderbringen, schließlich ist der auf die Sekunde genau durchberechnet. Sie wirbeln schneller durch den Alltag, als du „Gleichberechtigung“ sagen kannst, und während sich ihr Fahrtwind langsam wieder legt, denkst du: Warum sind sie wohl dermaßen gestresst? Wer weiß. Vielleicht liegt’s ja daran, dass sie vor ihrem 12-Stunden-Tag noch dringend eine unbezahlte Kinderbetreuung organisieren wollen, weil die Krabbelstube ihrer Kinder gerade schließen musste.
Die, Die Aus Prinzip Nicht Unterschreiben
Ein grantiges „Nein“ ist das Netteste, was du aus ihrem Mund hören wirst. Die, Die Aus Prinzip Nicht Unterschreiben, sind gegen das Frauen *Volksbegehren. Und lassen dich das so richtig spüren. Als Antwort auf deine Anfrage seufzen sie mit voller Inbrunst, verdrehen die Augen bis in die tiefste Ecke ihres Hinterkopfes und lachen verächtlich. Flyer werden mit missbilligenden Blicken gestraft, viele brabbeln beim Weitergehen so Dinge wie „Na sicha ned“, „Gö, des braucht jo wirklich kana“ oder, der Klassiker, „Wir san eh scho längst gleichberechtigt.“ Dass Frauen* in Österreich für dieselbe Arbeit immer noch 21.7% weniger verdienen als Männer* fällt da dann wahrscheinlich nicht rein. Die vielen anderen Argumente ganz sicher auch nicht.
Die, Die Sowieso Schon Alles Unterschrieben Haben
„Haben Sie das Frauen*Volksbegehren schon unterschrieben?“ Dein Gegenüber überlegt. Kurze Pause, Stirnrunzeln, intensives Nachdenken. Dann die Erleuchtung: „Ja!“ Erleichtertes Lachen.
Fröhlich gehen Die, Die Sowieso Schon Alles Unterschrieben Haben, weiter. Ihre schnelle Reaktionsfähigkeit und der kurzzeitig eingetroffene Geistesblitz haben sie vor dem gefürchteten Flyer bewahrt – und niemand hat’s gemerkt. Sie haben wirklich schon alles unterschrieben: Das eine Ding für die Frauen, das mit dem Rauchen und das mit dem ORF auch. Ach so, also auch das für bessere Behandlung von Einhörnern in Österreich? Ja, genau, das eh auch. Na dann!
Psst: Die, Die Sowieso Schon Alles Unterschrieben Haben, sind übrigens verwandt mit Denen, Die Morgen Unterschreiben. Eh klar.
Die, Die Nur Ein Bisserl Ratschen Wollen
„Jössas“, geht es los. „Früher, wissen’s, do war des noch gaunz aunders!“ Deinen Flyer bist du längst losgeworden, schlapp liegt er in der Hand deines Gegenübers. Was das Frauen*Volksbegehren ist, warum es das überhaupt gibt und dass man jetzt unterschreiben kann, hast du auch schon erklärt. Jetzt fehlt natürlich nur mehr Eines: Die gesamte Lebensgeschichte plus Hintergrundinformationen der Person vor dir. Du stehst seit zehn Minuten mit Einer, Die Nur ein Bisserl Ratschen Will auf der Straße – und weißt bereits jetzt mehr über sie als über deinen besten Freund.
Deine Versuche, das Gespräch zu beenden, gehen im endlosen Geplapper unter, links und rechts strömen Passant*innen vorbei, nur für dich steht die Zeit still. Schließlich, endlich!, nimmt dein Gegenüber deine Hand: „Donksche. Für des Gespräch.“ Als dich der nächste, dem du einen Flyer in die Hand drückst, grantig anfaucht, wirst du doch kurz weich: Eigentlich war das Ratschen eh recht nett.
Die Stillen
„Haben Sie das Frauen*Volksbegehren schon unterschrieben?“ Mit großen Augen starrt Der Stille zurück. Ohne sein Schritttempo zu verändern, geht er weiter – langsam. Gemächlich. Schweigend. Er verschwindet so leise in der Menge, wie er gekommen ist. Du bist dir kurz nicht sicher, ob du ihn geträumt hast, da fällt dir plötzlich auf, dass dein Flyer weg ist. Den hat er mitgenommen, der Stille.
Die Unterstützer*innen
„Ja! Schon im Frühling!“, sagen sie zu dir, wenn du fragst, ob sie bereits unterschrieben haben. Oder: „Ma. Das muss ich unbedingt noch machen!“ Sie bleiben stehen, informieren sich, tauschen sich mit dir aus – Die Unterstützer*innen. Sie kommen zurück, um sich noch eine Karte zu holen. Oder um sich zu beschweren: „Warum das 2018 immer noch nötig ist! Eine Frechheit!“ Da bleibt dir ausnahmsweise nicht mehr viel zu sagen außer: Danke. Und: Stimmt. Weil es hoffentlich auch das letzte Mal ist, dass wir ein Frauen*Volksbegehren brauchen.
Du kannst das Frauen*Volksbegehren noch bis 8. Oktober 2018 in einem Eintragungslokal in deiner Nähe unterschreiben – oder ganz einfach online mit Handy-Signatur oder Bürgerkarte.