Wir finden, es haben jetzt alle mal genug Fußball g’schaut. Zeit wird’s, ein paar lässigen Randsportarten mehr Beachtung zu schenken, auf dass sie bald nicht mehr als solche bezeichnet werden müssen. Passt? Dann Bühne frei für die coolen Frauen des Roller Derbys, die Anfang November in Linz bei den österreichischen Meisterschaften gegeneinander angetreten sind.
Kurz zum Spielverlauf: Beim Roller Derby treten zwei Teams mit je 5 Spielerinnen auf einem ovalen Spielkurs gegeneinander an. Ein Team besteht aus drei Blockerinnen, einem Pivot und einer Läuferin, der sogenannten „Jammerin“. Überholt die Jammerin die gegnerischen Blockerinnen, gibt es Punkte. Der Pivot skatet vorne im Pack, kontrolliert die Geschwindigkeit und ist die letzte Defensivlinie gegen die Jammerin. Wenn die eigene Jammerin ihr die Helmhaube mit Stern übergibt, wird der Pivot zur neuen Jammerin.
Ein Spiel dauert zweimal 30 Minuten. Aktives Blocken ist dabei erlaubt, aber nur mit bestimmten Körperteilen wie zum Beispiel der Hüfte. Was gar nicht geht? Schubsen oder Ellbogen-Einsatz zum Beispiel. Dass es bei dem Sport schon mal härter zugeht, liegt dabei auf der Hand: „Wir vertragen durchaus mehr als der eine oder andere Fußballer, das darf man ruhig so sagen“, verrät uns Kathi von den Steelcity Rollers mit einem Augenzwinkern.
Feminismus auf Rollschuhen
Schubsen, Blocken und harter Körperkontakt sieht man selten im Frauensport. Kehrt Roller Derby die Klischees des „Männer“ und „Frauen“-Sports bewusst ins Gegenteil um? Tatsächlich hat die Sportart ihre Wurzeln in der Punk- und Frauenrechtsbewegung. Kathi stellt aber gleich mal klar: „Wir spielen des Sportes wegen, nicht wegen der Politik, die dahinter steckt. Dass wir uns für feministische Projekte engagieren, gehört zur Vereinsarbeit aber auch dazu.“
In den letzten Jahren erlebt der Vollkontaktsport ein Revival, wie uns Ansagerin Chris erzählt. Das erste österreichische Team wurde 2011 in Wien gegründet, die Steelcity Rollers folgten 2015 in Linz. Chris hat eine Non-Skating Position inne und moderiert die Spiele. Dass die Sportart auf den ersten Blick verwirrend scheint, ist ihr durchaus bewusst: „Dabei gibt es ein ganz fantastisches Regelwerk mit über 70 Seiten! Mir ist es ein großes Anliegen, dem Publikum auch immer zu erklären, was gerade auf dem Track passiert.“
Splatteronika trifft auf Knockout-Nora
Und das zeigt seine Wirkung: Während wir beim Halbfinale der österreichischen Meisterschaft (Steelcity Rollers vs. Dust City Rollers aus Graz) noch sprachlos und mit offenem Mund dasitzen, macht während dem Finale (Vienna Roller Derby gegen die Fearless Bruisers aus Innsbruck) alles schon wesentlich mehr Sinn – und Spaß! Die rasante Abfolge aus Angriffen, Stürzen, Spielerwechsel und Jams, sowie das lässig-entspannte Publikum hat uns fest im Griff. Auch musikalische Einlagen zu Beginn sowie kreative Spieler*innennamen gehören übrigens zum Event dazu: Sie stammen noch aus der Zeit, als beim Roller Derby, ähnlich wie beim Wrestling-Sport in den USA, abgemachte Prügeleien am Spielplan standen.
„Wir Frauen organisieren uns das anders!“
Turnierhallen & Mitspielerinnen gesucht
Diese Zeiten sind aber vorbei – das erklärte Ziel der Sportlerinnen ist es heute, Roller Derby als Alternative zu klassischen Sportarten zu positionieren. Probleme macht dabei vor allem die Logistik: Oft finde man einfach keine Örtlichkeiten, um Turniere auszutragen oder zu trainieren. Auch der Mangel an SchiedsrichterInnen und generell Spielerinnen macht den Teams momentan noch zu schaffen – es werden daher auch immer wieder Spielerinnen aus dem Ausland zu Turnieren eingeladen.
Männer kommen bei der Sportart übrigens nur als externe Schiedsrichter oder Cheerleader zum Einsatz – aus einem ganz bestimmten Grund: „Männer dominieren den Fußball, das Basketball, das Tennis und in Österreich auch das Skifahren. Das Roller Derby ist einmal ein Anreiz zu sagen: Wir Frauen organisieren uns das anders“, erklärt Kathi und ergänzt: „90% der Entscheidungen sind bei uns basis-demokratisch.“
Wir gratulieren den Steelcity Rollers zum 3., den Fearless Bruisers zum 2. und den Vienna Roller Derbys recht herzlich zum 1. Platz der österreichischen Meisterschaft! Wer jetzt Bock hat, auch einmal sein Glück auf vier Rädern zu suchen und dem wachsenden Team beitreten will, der meldet sich am besten unter info@linzrollerderby.com für ein Schnuppertraining!
Bildcredits: (c) Renate Schwarzmüller
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Unsere fleißigen Schreiberlinge sind ja alle freiberulich tätig und derzeit in anderen Projekten schwer involviert. Deshalb macht der Blog hier eine kleine Pause. Aber keine Sorge: Alle Tipps bleiben natürlich online und sobald es weitergeht, geben wir euch Bescheid. In der Zwischenzeit könnt ihr gerne bei Fräulein Flora Salzburg vorbeischauen. Dort steppt der Bär umso mehr.
Wir finden, es haben jetzt alle mal genug Fußball g’schaut. Zeit wird’s, ein paar lässigen Randsportarten mehr Beachtung zu schenken, auf dass sie bald nicht mehr als solche bezeichnet werden müssen. Passt? Dann Bühne frei für die coolen Frauen des Roller Derbys, die Anfang November in Linz bei den österreichischen Meisterschaften gegeneinander angetreten sind.
Kurz zum Spielverlauf: Beim Roller Derby treten zwei Teams mit je 5 Spielerinnen auf einem ovalen Spielkurs gegeneinander an. Ein Team besteht aus drei Blockerinnen, einem Pivot und einer Läuferin, der sogenannten „Jammerin“. Überholt die Jammerin die gegnerischen Blockerinnen, gibt es Punkte. Der Pivot skatet vorne im Pack, kontrolliert die Geschwindigkeit und ist die letzte Defensivlinie gegen die Jammerin. Wenn die eigene Jammerin ihr die Helmhaube mit Stern übergibt, wird der Pivot zur neuen Jammerin.
Ein Spiel dauert zweimal 30 Minuten. Aktives Blocken ist dabei erlaubt, aber nur mit bestimmten Körperteilen wie zum Beispiel der Hüfte. Was gar nicht geht? Schubsen oder Ellbogen-Einsatz zum Beispiel. Dass es bei dem Sport schon mal härter zugeht, liegt dabei auf der Hand: „Wir vertragen durchaus mehr als der eine oder andere Fußballer, das darf man ruhig so sagen“, verrät uns Kathi von den Steelcity Rollers mit einem Augenzwinkern.
Feminismus auf Rollschuhen
Schubsen, Blocken und harter Körperkontakt sieht man selten im Frauensport. Kehrt Roller Derby die Klischees des „Männer“ und „Frauen“-Sports bewusst ins Gegenteil um? Tatsächlich hat die Sportart ihre Wurzeln in der Punk- und Frauenrechtsbewegung. Kathi stellt aber gleich mal klar: „Wir spielen des Sportes wegen, nicht wegen der Politik, die dahinter steckt. Dass wir uns für feministische Projekte engagieren, gehört zur Vereinsarbeit aber auch dazu.“
In den letzten Jahren erlebt der Vollkontaktsport ein Revival, wie uns Ansagerin Chris erzählt. Das erste österreichische Team wurde 2011 in Wien gegründet, die Steelcity Rollers folgten 2015 in Linz. Chris hat eine Non-Skating Position inne und moderiert die Spiele. Dass die Sportart auf den ersten Blick verwirrend scheint, ist ihr durchaus bewusst: „Dabei gibt es ein ganz fantastisches Regelwerk mit über 70 Seiten! Mir ist es ein großes Anliegen, dem Publikum auch immer zu erklären, was gerade auf dem Track passiert.“
Splatteronika trifft auf Knockout-Nora
Und das zeigt seine Wirkung: Während wir beim Halbfinale der österreichischen Meisterschaft (Steelcity Rollers vs. Dust City Rollers aus Graz) noch sprachlos und mit offenem Mund dasitzen, macht während dem Finale (Vienna Roller Derby gegen die Fearless Bruisers aus Innsbruck) alles schon wesentlich mehr Sinn – und Spaß! Die rasante Abfolge aus Angriffen, Stürzen, Spielerwechsel und Jams, sowie das lässig-entspannte Publikum hat uns fest im Griff. Auch musikalische Einlagen zu Beginn sowie kreative Spieler*innennamen gehören übrigens zum Event dazu: Sie stammen noch aus der Zeit, als beim Roller Derby, ähnlich wie beim Wrestling-Sport in den USA, abgemachte Prügeleien am Spielplan standen.
Turnierhallen & Mitspielerinnen gesucht
Diese Zeiten sind aber vorbei – das erklärte Ziel der Sportlerinnen ist es heute, Roller Derby als Alternative zu klassischen Sportarten zu positionieren. Probleme macht dabei vor allem die Logistik: Oft finde man einfach keine Örtlichkeiten, um Turniere auszutragen oder zu trainieren. Auch der Mangel an SchiedsrichterInnen und generell Spielerinnen macht den Teams momentan noch zu schaffen – es werden daher auch immer wieder Spielerinnen aus dem Ausland zu Turnieren eingeladen.
Männer kommen bei der Sportart übrigens nur als externe Schiedsrichter oder Cheerleader zum Einsatz – aus einem ganz bestimmten Grund: „Männer dominieren den Fußball, das Basketball, das Tennis und in Österreich auch das Skifahren. Das Roller Derby ist einmal ein Anreiz zu sagen: Wir Frauen organisieren uns das anders“, erklärt Kathi und ergänzt: „90% der Entscheidungen sind bei uns basis-demokratisch.“
Wir gratulieren den Steelcity Rollers zum 3., den Fearless Bruisers zum 2. und den Vienna Roller Derbys recht herzlich zum 1. Platz der österreichischen Meisterschaft! Wer jetzt Bock hat, auch einmal sein Glück auf vier Rädern zu suchen und dem wachsenden Team beitreten will, der meldet sich am besten unter info@linzrollerderby.com für ein Schnuppertraining!
Bildcredits: (c) Renate Schwarzmüller