Fräulein Flora

Soll ich das studieren? Remalia studiert Holztechnologie & Holzbau in Kuchl

Am Campus Kuchl der FH Salzburg hängt ein Wort über allen Köpfen: Nachhaltigkeit. Es ist die Grundlage aller Studiengänge und Ausgangslage aller Gedanken, die sich Forschende und Studierende machen. Wie kann man mit dem, was wir haben, auskommen? Welche Materialien eignen sich nach dem Ende ihrer eigentlichen Nutzung für ein zweites Leben? Und wie muss man arbeiten, damit man mit den Produkten wirtschaftlich bleibt? Das sind nur einige Frage, die wir beim Kuchl-Besuch besprochen haben. Heute schauen wir uns den Studiengang „Holztechnologie und Holzbau“ an. Und da steckt mächtig was dahinter. 

Alexander Petutschnigg haben wir vor ein paar Jahren kennengelernt. Das damalige Thema du jour waren biologisch abbaubare Teller aus Biertrebern, die beim Stiegl-Maibaumfest zuerst fürs Essen verwendet und dann Tieren verfüttert wurden. Nach dem Trebern, erfahren wir, ist vor dem Kaffeesud. Der hat nämlich richtig viel Potenzial, zum einen als Dünger, aber auch zur Herstellung von zum Beispiel Möbelplatten. „Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft“, erzählt Alexander, „interessiert nicht nur uns in Kuchl, sondern sorgt auch international für Aufsehen.“ 

Gemeinsam mit großen Reststoffverwertungs-, Tee- und Kaffeefirmen wurde an der FH ein Recyclings- und Nutzungskonzept für Kaffeesud entwickelt, das auch auf großen Messen hergezeigt wird. Der Kaffee dafür kommt zum Teil aus Kapseln. „Aus Österreich gibt es ein Patent, mit dem es einer oberösterreichischen Firma gelungen ist, ein Konzept zum Trennen der Kaffeekapseln umzusetzen. Man muss wissen: Die Kapseln bestehen aus Kunstoffen, Aluminium und Kaffee. Bei der Trennung erzeugen die Kunststoffe die Energie, die für die Trocknung und Trennung der beiden anderen Elemente nötig ist, erzählt Alexander. Es geht also wieder richtig was weiter in Österreich. Eine Frage bleibt allerdings offen. 

Alexander Petutschnigg, warum erzählst du uns von Kaffee, wenn du doch den Studiengang „Holzbau“ leitest? 

Zuerst einmal, sagt Alexander Petutschnigg, wächst Holz nicht nur als Baum. Der Stoff Zellulose macht mehr als 50 % aller biogenen Materialien auf der Welt aus. Daraus entstehen dann zum Beispiel Papier, Häuser, Textilien. Und wie man sich denken kann, hat sich um so eine Ressource eine riesige Industrie gebildet, die auch in Österreich sehr stark ist und viele Arbeitsplätze schafft. Mit Holz arbeiten alle möglichen Leute. Die Techniker*innen, die Häuser bauen, manchmal sogar über 300 Meter hoch. Die Technolog*innen, die sich für neue Materialien interessieren, die Innenarchitekt*innen und die Kreativen, die Möbelbauer*innen. Unfassbar viele Möglichkeiten tun sich auf, wenn einen Holz interessiert. Zusätzlich ist es ein Werkstoff, der nachwächst. Für die Zeit, in der wir leben, kann Holz die Antwort auf viele Fragen sein. Fragen, die an der FH Salzburg am Campus Kuchl mit den Studierenden besprochen und bearbeitet werden. 

Remalia studiert "Holztechnologie & Holzbau" im Master.

Remalia ist eine der Studierenden im Master.

Die gebürtige Grazerin hatte immer eine Vorliebe für Naturwissenschaft und Kreativität und hat im Studium „Holztechnologie und Holzbau“ die perfekte Fusion gefunden. Was ihr daran so gefällt? Klar gibt es Pflichtveranstaltungen im Studium, damit man eine gute Grundlage fürs Arbeiten mit Materialien bekommen. Innerhalb der vielen Projektarbeiten hat man aber viele Freiheiten.

Aktuell arbeitet Remalia an ihrem Masterprojekt, einem biologisch komplett abbaubaren Anzuchttopf für z. B. Tomatenpflanzerl. Der besteht aus Zellulose und Kaffeesud, wird im Nassdruckverfahrung gepresst und muss, wenn er fertig ist, den wirtschaftlichen bzw. den Industrie-Standards genügen. „Beim ersten Versuch habe ich den Topf 30 Minuten lang gepresst, da hat mein Betreuer gemeint, ich solle herausfinden, wie lang man in der Industrie dafür brauchen darf. Es hat sich herausgestellt, dass der Industriedurchschnitt bei fünf Minuten liegt, also musste ich meine Technik anpassen, um auch wirtschaftlich zu arbeiten“, erzählt Remalia von der praxisnahen Herangehensweise. Alleine ist man bei den vielen Stunden im Labor nicht. „Man kann immer fragen und profitiert von dem gesammelten Wissen vieler Expert*innen.“ 

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Nachhaltigkeit als Perspektive, wie wird das in Kuchl gelebt? 

Am Campus Kuchl bekommen Studierenden Werkzeuge an die Hand, um mangelhafte Prozesse zu erkennen, zu verändern, zu verbessern und nachhaltig zu gestalten. Dazu gehört auch die passende Einstellung: „Wenn man darüber nachdenkt, wie die Welt zusammenhängt, woher das kommt, was ich esse. Wo ich wohne, wie ich wohne, wo meine Möbel herkommen. Warum Systeme so sind, wie sie sind. Dann wird man draufkommen, dass allem zugrunde die Wirtschaftlichkeit liegt. Dass es sich für mich und andere rentiert“, klärt Alexander Petutschnigg. In Kuchl lernen die Studierenden mit Holz umzugehen, sie müssen in die Werkstatt, sie müssen Pläne zeichnen, sie müssen verstehen, was sie da machen. Aber vor allem auch lernen, Potenziale zu erkennen. Was kann ich aus Müll machen? Was ist z. B. in einer Kläranlage alles an Chancen drinnen? Wie können wir mit den Ressourcen, die wir jetzt haben, arbeiten? Und dabei nicht ausklammern, dass wir ein Einkommen für die Familie haben müssen, für ein Gesundheitssystem, dass wir in einem Wirtschaftssystem leben und Arbeitsplätze brauchen. 

Interessieren euch diese Fragen und diese Art von Arbeit? Dann bewerbt euch für einen Studienplatz. 

Im Herbst starten wieder die Bachelor und Master-Studien rund um Holztechnologie und Holzbau in Kuchl. Wollt ihr euch bewerben? Wir wären froh drum, ein paar mehr gscheide Köpfe können keinesfalls schaden. Bewerbt euch bis 15. August 2024 um euren Studienplatz. 

So schaut er aus, der Anzuchttopf aus Zellulose und Kaffeesud.
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