10 Dinge an die man nie denk wenn man gesund ist Krankenhaus
Aus dem Leben

10 Dinge, an die man nie denkt, wenn man gesund ist

Binsenweisheiten aus dem Krankenstand.

Schon klar, besonders super ist das nicht, wenn man ins Krankenhaus muss. Aber wenigstens lernt man ein bisschen was fürs Leben – etwa, dass es richtig geil ist, wenn man (wieder) alleine aufs Klo gehen kann. Ähm, also, nur so als Beispiel.

#1 To pee or not to pee

Es ist ein tägliches Abwägen: Wie viel soll ich trinken, um einerseits nicht zu verdursten, andererseits nicht mehr als einmal, maaaximal zweimal aufs Klo gehen zu müssen? So unangenehm wie in eine Schüssel, die vom Pflegepersonal direkt ins Bett gebracht wird, vor den Augen drei anderer Zimmerkolleg*innen (an dieser Stelle ein herzlicher Gruß an alle, die sich auch keine Zusatzversicherung leisten können) pinkeln gehen zu müssen, ist selten was. Eigentlich sonst gar nix. Größte Erleichterung also, in vielfachem Sinne: (Wieder) alleine aufs Klo zu gehen.

#2 Sex? Vielleicht in einem Monat wieder.

Du warst also eine Zeit lang im Krankenhaus. Dein Partner, deine Partnerin hat dir liebevoll und geduldig beim Jammern zugehört, dir deine vergessenen Unterhosen und Handyladekabel nachgetragen und ohne zu offensichtlich zu zeigen, dass das grausig ist, gelernt, wie man deinen Verband wechselt. Als du wieder heim darfst, seid ihr beide erleichtert – ihr habt zu zweit das Schlimmste überstanden. Als Team. Hach! Genau dann aber, als ihr euch nach ewig langer Zeit im Krankenhaus die Kleider vom Leib reißen wollt,stürzt ihr auf den Boden der Realität zurück: Die Hälfte deines Körpers ist nicht beweglich, der Rest komplett angeschwollen, alles tut irgendwie weh und von den Schmerzmitteln wird dir schlecht. Sex? Vielleicht in einem Monat wieder. Noch so ein Grund zum Jammern.

#3 Lästige Nebengeräusche

Eine alte Bauernregel: Teilst du das Zimmer mit anderen im Krankenhaus, wachst du alle fünf Minuten von lautem Schnarchen auf. Ähnlich wie dieser Spruch mit dem Amen im Gebet liegt im Zimmer auch immer genau eine Person, bei der ganz bestimmt irgendetwas mit der Nasenscheidewand nicht stimmt, die Extremraucherin ist und den Raucherhusten schon als Raucher-Schnarchen in den Schlaf mitnimmt oder die auf mysteriöse Art und Weise viel zu wenig Luft bekommt. Komischerweise ist man das nie selbst, noch komischerweise scheint das sonst auch niemanden zu stören. Da helfen nur mehr Oropax und vielleicht eine stärkere Infusion, bitte, danke.

Schlafen im Krankenhaus

#4 Schlafposition: Sarg

Wo wir grad beim Thema Schlafen sind: Solange irgendeine Gliedmaße in einem Verband steckt oder, umgekehrt, ein Zugang mit dazugehörigem Infusionsschlauch in der eigenen Vene, ist Schlafengehen plötzlich nicht mehr ganz so chillig wie üblich. Während man noch wie Dracula in seinem Sarg konzentriert versucht, starr auf dem Rücken liegend einzuschlafen, beginnt schon irgendwas zu jucken, ein anderes Körperteil kribbelt komisch und überhaupt, Umdrehen wäre geil. Ätsch, geht nicht, also wird weiterhin angestrengt versucht, irgendwie trotzdem einzuschlafen. Und zwar so lange, bis man schließlich aufgibt und sich geschlagen die hundertste Wiederholung von Big Bang Theory reinzieht.

Trash Tv im Krankenhaus

#5 Ich hab nix zum Anziehen!

So eine OP bringt kleidertechnisch ganz neue logistische Überlegungen mit sich: Welches Leiberl ist groß genug, um über den Verband zu passen? Soll ich meine Skinny Jeans aufschneiden oder lieber doch drei Wochen lang in der weiten Jogginghose vegetieren? Und, ganz grundsätzlich – wie zur Hölle komme ich eigentlich in das Kleidungsstück der Wahl? Während im Krankenhaus noch Pflegepersonal beim Anziehen hilft, hat man zuhause dann wieder genau zwei Optionen. Eins, die Mitbewohnerin muss ran, während man hoch und heilig schwört, sobald man wieder kann für tausend Wochen den WG-Putz zu übernehmen – oder zwei, was einmal angezogen wurde, bleibt. Für immer.

#6 Duschen ist überbewertet

Irgendwann kommt der Punkt, an dem der eigene Geruch schlimmer wird als die unglaubliche Anstrengung, den verletzten Körper möglichst sicher in die Dusche zu hieven und sich anschließend zu waschen, ohne dass verschiedene Nähte, Schnitte oder sonstige Wunden nass werden. Wobei, ganz ehrlich – wie schlimm ist das schon, ein bisschen zu stinken? Und ist das nicht ein bisschen wie mit dem Baum im Wald, den niemand fallen hört: Wenn man in der Isolation des Krankenstandes nicht duscht und niemand ist da, um das mitzubekommen – stinkt man dann überhaupt? Eben. Duschen? Vielleicht doch erst morgen…

#7 Das effektivste Abführmittel der Welt

Täglich grüßt die Morgenvisite: „Und, hatten Sie schon Stuhlgang?“ Erstens, können wir bitte nicht über dieses Thema sprechen, während fünfzehn andere Leute im Raum sind, und zweitens, nein. „Aha, also wenn das morgen auch noch so ist, dann probieren wir das Zäpfchen.“ Wie bitte was? Ein Zäpfchen? Zum Einführen? Wo? Und…wer? Mit dem Gedanken ans Zäpfchen Das Schreckliche wird ab sofort also brav Pflaumensaft und Kaffee getrunken, zwischendurch gibt’s Dörrobst – und siehe da, bei der nächsten Morgenvisite kann man wieder mit ja antworten. Das ist auch der Moment, in dem man lernt: Pflaumen hin oder her, das beste Abführmittel ist die Angst vorm Zäpfchen.

Durchfall am Morgen Krankenhaus

#8 Das Fernsehen ist tot, es lebe das Fernsehen

Im Krankenhaus gibt’s mit etwas Glück zwar Internet; dass es schnell genug ist, um Netflix direkt ans Krankenbett zu streamen, ist dann aber doch eher selten. Back to the roots also und Fernseher an – nur, um herauszufinden, dass das Fernsehprogramm sich in den letzten 10 Jahren genau gar nicht verändert hat. Der Vormittag wird beherrscht von semi-informativem Frühstücksfernsehen oder alten Frauentausch-Wiederholungen auf RTLII, der Nachmittag steht ganz im Zeichen von wahlweise Big Bang Theory oder Shopping Queen. Das hat verheerende Folgen: Als du nach einer Woche wieder entlassen wirst, packst du dein Täschchen und bedankst du dich beim Pflegepersonal, als wärst du Guido Maria Kretschmer höchstpersönlich: „Süß, ganz süß waren Sie – ja wüüürklich, höööörzig!“

Fernsehen im Krankenhaus

#9 Augen zu, Nadel rein

Man würde denken, sobald man wieder aus dem Krankenhaus raus und seine Wunden in Ruhe in der Privatsphäre der eigenen vier Wände lecken darf, sei alles gut. Die Wahrheit sieht dann oft ein bisschen anders aus: Während dir im Krankenhaus noch alles vom Frühstücksei über Schmerzmittel-Infusionen bis hin zur Kloschüssel nachgetragen wird, ist das echte Leben wieder richtig viel Arbeit. Und kostet manchmal Überwindung – plötzlich muss man sich gewisse Substanzen nämlich selbst spritzen. In den eigenen Körper. Mit den eigenen Händen. Persönliche Erfahrung zeigt, dass dabei nicht nur die blauen Flecken an der Einspritzstelle täglich größer werden, sondern auch die Willenskraft, die es braucht, sich die Nadel auch ernsthaft reinzudrücken. Wäh – da hilft dann wirklich nur mehr schnellstens gesund zu werden.

#10 Nicht alles, was Krankenhaus ist, ist scheiße

Urin-Schüsseln, Stuhlgang-Zäpfchen und sich selbst Spritzen zu geben sind zwar grausig – manchmal hat das Krankenhaus aber auch seine schönen Seiten. Versprochen! Man lernt zum Beispiel, dass der beste Rausch der ist, wenn die Infusion zu wirken beginnt. Oder, dass wir uns recht glücklich schätzen können mit unserem Gesundheitssystem. Spätestens nach dem Gratis-Rollstuhl zum Ausleihen für Daheim, den hunderten individuellen ärztlichen Besprechungen, den wunderbar ausgestatteten Krankenbetten oder der intensiven Physiotherapie überlegt man sich irgendwann, wie viel das wohl alles kosten würde, wenn’s Vater Staat nicht zahlen würde. Man lernt auch, wie wichtig, bewundernswert und insgesamt einfach über-cool der Pflegeberuf ist – und dass man ihn ruhig etwas mehr wertschätzen sollte.

Das größte Aha-Erlebnis aber? Die tausend Sachen, an die man einfach nie denkt, wenn der eigene Körper alles so macht, wie er sollte. Und dass man ziemlich glücklich sein kann, körperlich und geistig gesund zu sein.

Titelfoto von Daan Stevens via Unsplash

Fräulein Flora Linz gönnt sich eine Auszeit

Unsere fleißigen Schreiberlinge sind ja alle freiberulich tätig und derzeit in anderen Projekten schwer involviert. Deshalb macht der Blog hier eine kleine Pause. Aber keine Sorge: Alle Tipps bleiben natürlich online und sobald es weitergeht, geben wir euch Bescheid. In der Zwischenzeit könnt ihr gerne bei Fräulein Flora Salzburg vorbeischauen. Dort steppt der Bär umso mehr.

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