Wann und warum werden wir eifersüchtig? Woher dieses zerstörerische Gefühl kommt, was es in uns auslöst und was man dagegen tun kann, wenn es Beziehungen (und einen selbst) zu sehr belastet.
Text: Sinah Edhofer
Ich sitze neben meinem Handy und versuche, diesem Gefühl nicht nachzugeben, das in mir brodelt. Ich blicke wieder auf mein Smartphone, doch das Display bleibt schwarz. Keine neuen Nachrichten. Abwechselnd schalte ich mein Telefon in den Vibrieren-Mode, dann wieder auf laut. Ich will diese eine Nachricht nicht verpassen, die mir Erleichterung verschaffen könnte.
Seit über einem Jahr bin ich mit einem wunderbaren Mann zusammen, der mir nicht ein Mal das Gefühl gegeben hätte, an seinen Gefühlen mir gegenüber zweifeln zu müssen. Dieser Mann zieht heute mit seinen Freunden um die Häuser – und ich fühle mich wie ein Häufchen Elend, das zuhause sitzt und auf ein Lebenszeichen von ihm wartet. In meinem Kopf spielen sich die schlimmsten Szenarien ab: Wie er an der Bar von einem Mädel angemacht wird und ihr nicht widerstehen kann, zum Beispiel. Oder wie die Arbeitskollegin, die schon länger scharf auf ihn ist, ihn doch rumkriegt. Ich hänge in dieser hässlichen Gedankenspirale fest und komme nicht mehr raus. Ablenken hilft nicht: Ich kann mich weder auf ein Buch konzentrieren, noch auf eine Netflix-Serie. In meinem Kopf dreht sich alles um die Frage: Was macht er gerade? Und mit wem?
Ich hatte schon in früheren Beziehungen mit Eifersucht zu kämpfen.
Das war nicht nur für meine Partner anstrengend, sondern vor allem für mich selbst. Dass Eifersucht zu einem großen Teil von meinen Verlustängsten genährt wird, merke ich immer deutlicher. Ich zweifle nicht an seinen Gefühlen, aber an mir selbst. Bin ich ihm wirklich gut genug? Schön genug? Intelligent und lustig genug? Es ist paradox, denn eigentlich habe ich das Gefühl, eine sehr selbstbewusste Frau zu sein, die weitgehend mit sich selbst im Reinen ist. Dann gibt es wieder Tage, an denen ich mich klein und ungenügend fühle. An denen ich jedes seiner Worte und sein Verhalten überanalysiere und mir ausmale, wie er mich im nächsten Moment verlässt.
Dass diese Gedanken Bullshit sind, wird mir in klaren Momenten bewusst, in denen ich ganz bei mir bin. Momente, in denen ich mir meiner selbst und unserer Beziehung sicher bin. Dann schäme ich mich für diese Eifersuchtsszenarien, die ich meistens in meinem Kopf auskämpfe. Denn vor allem am Anfang wollte ich nicht mit ihm darüber reden. Schließlich wollte ich die coole, emotional unabhängige Frau sein, die er kennengelernt hat und nicht zum eifersüchtigen crazy Girlfriend mutieren. Aber irgendwann musste ich einsehen, dass ich ihm erklären muss, was da in mir vorgeht. So viel Offenheit und Ehrlichkeit erwarte ich ja auch von ihm.
Auf der Suche nach des Übels Wurzel wurde mir vor allem eines klar: Eifersucht hat in den meisten Fällen mit einem selbst und weniger mit dem Partner zu tun. Die eigene Unsicherheit ist ein fruchtbarer Boden für dieses zerstörerische Gefühl, das dem Psychotherapeuten Christian Beer zufolge angelernt ist: „Eifersucht ist ein sozial konstruiertes Gefühl und kein angeborenes. Trotzdem ist es extrem mächtig und im Konzept von westlichen, monogamen Beziehungen auch vorgesehen.“
Eifersucht als Beweis wahrer Liebe, Eifersucht als Frauending, Eifersucht als Teil einer jeden Beziehung.
Fast jeder weiß, wie es sich anfühlt. Manchmal kann es aufregend sein, wenn man sieht, wie der Partner auf andere Menschen wirkt, manchmal löst es die schlimmsten Vorstellungen aus. Ob dieses Gefühl nun angelernt ist oder die Summe individueller Erfahrungen: Eifersüchtige Menschen projizieren ihre eigene Unsicherheit auf einen anderen Menschen und belasten dadurch sich selbst und ihre Beziehung. „Bei Eifersucht verliert man den anderen aus der Sicht, weil der eigene Schmerz im Vordergrund steht“, meint Beer. „Ob es dem Partner zum Beispiel gut tut, wenn er oder sie abends mal mit den Freunden rausgeht, wird völlig ignoriert.“ Eifersucht ist das narzisstische Produkt einer westlichen Wohlstandsgesellschaft, die sich zunehmend über Likes definiert und lieber Single bleibt, als Enttäuschungen zu riskieren. Weil, ja: Wenn man sich auf die Liebe einlässt, dann riskiert man eben auch, verletzt zu werden.
Mein Interview mit Beer macht mich betroffen. Eifersucht als Gefühl mit narzisstischem Hintergrund? Klingt in meinem Fall absolut schlüssig. Ich weiß, es wäre unfair, meinen Partner für meine Selbstzweifel verantwortlich zu machen. „Hilfreich wäre deshalb, den eigenen Narzissmus zu beleuchten und sich darüber im Klaren zu werden, ob die Eifersucht wirklich begründet ist oder nur vom eigenen Narzissmus genährt wird.“ Wer sich tief drin ziemlich sicher ist, dass der Partner beim Feiern eh nur an der Bar steht, Bier trinkt und irgendwann (alleine) nach Hause wankt, der hat eigentlich keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Deshalb lieber mal die Beziehung zu sich selbst hinterfragen, bevor man den Partner mit haltlosen Vorwürfen konfrontiert. Eine Lektion, die ich selbst schmerzvoll erlernen musste. Durch Drama erreicht man nämlich nur, dass sich der Partner von einem entfernt und die Beziehung ernsthaften Schaden nimmt.
„Man ist ja auch nicht eifersüchtig, wenn die beste Freundin mal ohne einen weggeht oder sich mit anderen Leuten trifft“, erklärt der Psychotherapeut. Wer seine Eifersucht in den Griff bekommen will, sollte deshalb versuchen, aus dem eigenen Gedankenchaos aufzutauchen und den Blick auf das Wohlbefinden des anderen zu richten. „Wenn man wirklich an einem Menschen und seinem Wohlbefinden interessiert ist, bekommt man ein Gefühl für ihn. Dadurch merkt man, was diese Person braucht und will“, meint Beer. „Man möchte, dass es dem Menschen gut geht und dass er Spaß hat. Auch, wenn man selber mal nicht dabei ist. Wenn man den anderen gut spürt, gibt man diesem Gefühl automatisch weniger Raum.“
Um Eifersucht besser zu kontrollieren, ist es wichtig, sich mit den eigenen Verlustängsten auseinanderzusetzen.
Die Psychologin Birgit Maurer ist der Meinung, dass man dazu auch die persönlichen Erfahrungen beleuchten muss. „Wie eifersüchtig man ist, hängt häufig davon ab, was man in der Vergangenheit erlebt hat. Wer betrogen wurde, reagiert empfindlicher auf Flirtsituationen des Partners.“ Maurer ist der Meinung, dass man Eifersucht umschiffen kann, indem man die Beziehungsbasis stärkt, anstatt sie mit unnötigen Dramen zu schwächen: „Ich rate zu Vertrauen statt Kontrolle: Bauen Sie Gemeinsamkeiten auf. Stärken Sie das Fundament der Liebe und entwickeln Sie sich gemeinsam weiter.“
Wenn Eifersucht für einen selbst und die Beziehung zu belastend wird, sollte man sich Hilfe suchen. „Das kann fast depressive Symptomatik annehmen“, meint Maurer. „Manche Menschen vernachlässigen sogar ihren Beruf und ihre sozialen Kontakte, reden ständig über ihren Partner, kontrollieren ihn laufend. Das kann kriminelle Ausmaße annehmen. Wenn es nur mehr darum geht, was der andere macht, dann sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.“
Aus eigener Erfahrung rate ich euch: Redet mit eurem Partner. Erklärt ihm, was in euch vorgeht. Wer nie über Verlustängste und Unsicherheiten spricht, kann auch kein Verständnis erwarten, weshalb Eifersuchtsdramen oft Verständnislosigkeit und in der Folge Streit hervorrufen. Manche Kränkungen durch den Partner passieren oft unbeabsichtigt und unwissentlich, so Maurer. Deshalb ist es wichtig, dem anderen klar zu sagen, bei welchen Themen man sensibel ist und offen und gesprächsbereit zu sein, auch wenn man sich angegriffen fühlt. „Man darf dem Partner nicht gleich den Krieg erklären, nur, weil man sich angreifbar fühlt. Ich habe das Gefühl, in manchen Beziehungen steht der Kampf und nicht die Liebe im Vordergrund. Es geht dann nur mehr um Rache und Kontrolle.“ Und ganz ehrlich: Sowas wünscht sich doch keiner.
Wie man vermeidet, dass Eifersucht die eigene Beziehung boykottiert? Indem man viel Verständnis und Liebe für sich selbst aufbringt, Verlustängste annimmt, sich ihnen stellt und darüber spricht. Oft ist es besser, nicht gleich aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen. So, wie man sich selber Freiheiten in der eigenen Beziehung wünscht, muss man sie auch dem anderen gönnen. Liebe lebt eben von Freiheit, Geduld und Kommunikation. Erst, wenn man sich darüber im Klaren ist, wie viel Einfluss man selber auf die Situation hat, kann man anfangen, an diesen Gefühlen zu arbeiten. In meinem Fall hat sich das Geduldigsein ebenfalls gelohnt. Um ein Uhr nachts bekomme ich eine Nachricht, die mir wieder einmal zeigt, wie unnötig meine Eifersucht war: „Bin daheim. Ich liebe dich. Schlaf gut!“
Die Expert*innen Christian Beer ist Psychotherapeut und Coach in Wien und hilft Menschen durch Depressionen, Burnout und bei Beziehungsproblemen: www.wienercouch.at
Birgit Maurer ist Klinische-, Gesundheits- und Arbeitspsychologin und Psychotherapeutin und begleitet Menschen bei Trennungen und Liebeskummer: www.liebeskummerpraxis.at
Dieser Artikel ist zuerst in unserem Salzburger QWANT. Magazin 8/2019 erschienen. Das kann man gratis abonnieren – und zwar hier: www.fraeuleinflora.at/salzburg/qwant.
Wann und warum werden wir eifersüchtig? Woher dieses zerstörerische Gefühl kommt, was es in uns auslöst und was man dagegen tun kann, wenn es Beziehungen (und einen selbst) zu sehr belastet.
Text: Sinah Edhofer
Ich sitze neben meinem Handy und versuche, diesem Gefühl nicht nachzugeben, das in mir brodelt. Ich blicke wieder auf mein Smartphone, doch das Display bleibt schwarz. Keine neuen Nachrichten. Abwechselnd schalte ich mein Telefon in den Vibrieren-Mode, dann wieder auf laut. Ich will diese eine Nachricht nicht verpassen, die mir Erleichterung verschaffen könnte.
Seit über einem Jahr bin ich mit einem wunderbaren Mann zusammen, der mir nicht ein Mal das Gefühl gegeben hätte, an seinen Gefühlen mir gegenüber zweifeln zu müssen. Dieser Mann zieht heute mit seinen Freunden um die Häuser – und ich fühle mich wie ein Häufchen Elend, das zuhause sitzt und auf ein Lebenszeichen von ihm wartet. In meinem Kopf spielen sich die schlimmsten Szenarien ab: Wie er an der Bar von einem Mädel angemacht wird und ihr nicht widerstehen kann, zum Beispiel. Oder wie die Arbeitskollegin, die schon länger scharf auf ihn ist, ihn doch rumkriegt. Ich hänge in dieser hässlichen Gedankenspirale fest und komme nicht mehr raus. Ablenken hilft nicht: Ich kann mich weder auf ein Buch konzentrieren, noch auf eine Netflix-Serie. In meinem Kopf dreht sich alles um die Frage: Was macht er gerade? Und mit wem?
Ich hatte schon in früheren Beziehungen mit Eifersucht zu kämpfen.
Das war nicht nur für meine Partner anstrengend, sondern vor allem für mich selbst. Dass Eifersucht zu einem großen Teil von meinen Verlustängsten genährt wird, merke ich immer deutlicher. Ich zweifle nicht an seinen Gefühlen, aber an mir selbst. Bin ich ihm wirklich gut genug? Schön genug? Intelligent und lustig genug? Es ist paradox, denn eigentlich habe ich das Gefühl, eine sehr selbstbewusste Frau zu sein, die weitgehend mit sich selbst im Reinen ist. Dann gibt es wieder Tage, an denen ich mich klein und ungenügend fühle. An denen ich jedes seiner Worte und sein Verhalten überanalysiere und mir ausmale, wie er mich im nächsten Moment verlässt.
Dass diese Gedanken Bullshit sind, wird mir in klaren Momenten bewusst, in denen ich ganz bei mir bin. Momente, in denen ich mir meiner selbst und unserer Beziehung sicher bin. Dann schäme ich mich für diese Eifersuchtsszenarien, die ich meistens in meinem Kopf auskämpfe. Denn vor allem am Anfang wollte ich nicht mit ihm darüber reden. Schließlich wollte ich die coole, emotional unabhängige Frau sein, die er kennengelernt hat und nicht zum eifersüchtigen crazy Girlfriend mutieren. Aber irgendwann musste ich einsehen, dass ich ihm erklären muss, was da in mir vorgeht. So viel Offenheit und Ehrlichkeit erwarte ich ja auch von ihm.
Auf der Suche nach des Übels Wurzel wurde mir vor allem eines klar: Eifersucht hat in den meisten Fällen mit einem selbst und weniger mit dem Partner zu tun. Die eigene Unsicherheit ist ein fruchtbarer Boden für dieses zerstörerische Gefühl, das dem Psychotherapeuten Christian Beer zufolge angelernt ist: „Eifersucht ist ein sozial konstruiertes Gefühl und kein angeborenes. Trotzdem ist es extrem mächtig und im Konzept von westlichen, monogamen Beziehungen auch vorgesehen.“
Eifersucht als Beweis wahrer Liebe, Eifersucht als Frauending, Eifersucht als Teil einer jeden Beziehung.
Fast jeder weiß, wie es sich anfühlt. Manchmal kann es aufregend sein, wenn man sieht, wie der Partner auf andere Menschen wirkt, manchmal löst es die schlimmsten Vorstellungen aus. Ob dieses Gefühl nun angelernt ist oder die Summe individueller Erfahrungen: Eifersüchtige Menschen projizieren ihre eigene Unsicherheit auf einen anderen Menschen und belasten dadurch sich selbst und ihre Beziehung. „Bei Eifersucht verliert man den anderen aus der Sicht, weil der eigene Schmerz im Vordergrund steht“, meint Beer. „Ob es dem Partner zum Beispiel gut tut, wenn er oder sie abends mal mit den Freunden rausgeht, wird völlig ignoriert.“ Eifersucht ist das narzisstische Produkt einer westlichen Wohlstandsgesellschaft, die sich zunehmend über Likes definiert und lieber Single bleibt, als Enttäuschungen zu riskieren. Weil, ja: Wenn man sich auf die Liebe einlässt, dann riskiert man eben auch, verletzt zu werden.
Mein Interview mit Beer macht mich betroffen. Eifersucht als Gefühl mit narzisstischem Hintergrund? Klingt in meinem Fall absolut schlüssig. Ich weiß, es wäre unfair, meinen Partner für meine Selbstzweifel verantwortlich zu machen. „Hilfreich wäre deshalb, den eigenen Narzissmus zu beleuchten und sich darüber im Klaren zu werden, ob die Eifersucht wirklich begründet ist oder nur vom eigenen Narzissmus genährt wird.“ Wer sich tief drin ziemlich sicher ist, dass der Partner beim Feiern eh nur an der Bar steht, Bier trinkt und irgendwann (alleine) nach Hause wankt, der hat eigentlich keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Deshalb lieber mal die Beziehung zu sich selbst hinterfragen, bevor man den Partner mit haltlosen Vorwürfen konfrontiert. Eine Lektion, die ich selbst schmerzvoll erlernen musste. Durch Drama erreicht man nämlich nur, dass sich der Partner von einem entfernt und die Beziehung ernsthaften Schaden nimmt.
„Man ist ja auch nicht eifersüchtig, wenn die beste Freundin mal ohne einen weggeht oder sich mit anderen Leuten trifft“, erklärt der Psychotherapeut. Wer seine Eifersucht in den Griff bekommen will, sollte deshalb versuchen, aus dem eigenen Gedankenchaos aufzutauchen und den Blick auf das Wohlbefinden des anderen zu richten. „Wenn man wirklich an einem Menschen und seinem Wohlbefinden interessiert ist, bekommt man ein Gefühl für ihn. Dadurch merkt man, was diese Person braucht und will“, meint Beer. „Man möchte, dass es dem Menschen gut geht und dass er Spaß hat. Auch, wenn man selber mal nicht dabei ist. Wenn man den anderen gut spürt, gibt man diesem Gefühl automatisch weniger Raum.“
Um Eifersucht besser zu kontrollieren, ist es wichtig, sich mit den eigenen Verlustängsten auseinanderzusetzen.
Die Psychologin Birgit Maurer ist der Meinung, dass man dazu auch die persönlichen Erfahrungen beleuchten muss. „Wie eifersüchtig man ist, hängt häufig davon ab, was man in der Vergangenheit erlebt hat. Wer betrogen wurde, reagiert empfindlicher auf Flirtsituationen des Partners.“ Maurer ist der Meinung, dass man Eifersucht umschiffen kann, indem man die Beziehungsbasis stärkt, anstatt sie mit unnötigen Dramen zu schwächen: „Ich rate zu Vertrauen statt Kontrolle: Bauen Sie Gemeinsamkeiten auf. Stärken Sie das Fundament der Liebe und entwickeln Sie sich gemeinsam weiter.“
Wenn Eifersucht für einen selbst und die Beziehung zu belastend wird, sollte man sich Hilfe suchen. „Das kann fast depressive Symptomatik annehmen“, meint Maurer. „Manche Menschen vernachlässigen sogar ihren Beruf und ihre sozialen Kontakte, reden ständig über ihren Partner, kontrollieren ihn laufend. Das kann kriminelle Ausmaße annehmen. Wenn es nur mehr darum geht, was der andere macht, dann sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.“
Aus eigener Erfahrung rate ich euch: Redet mit eurem Partner. Erklärt ihm, was in euch vorgeht. Wer nie über Verlustängste und Unsicherheiten spricht, kann auch kein Verständnis erwarten, weshalb Eifersuchtsdramen oft Verständnislosigkeit und in der Folge Streit hervorrufen. Manche Kränkungen durch den Partner passieren oft unbeabsichtigt und unwissentlich, so Maurer. Deshalb ist es wichtig, dem anderen klar zu sagen, bei welchen Themen man sensibel ist und offen und gesprächsbereit zu sein, auch wenn man sich angegriffen fühlt. „Man darf dem Partner nicht gleich den Krieg erklären, nur, weil man sich angreifbar fühlt. Ich habe das Gefühl, in manchen Beziehungen steht der Kampf und nicht die Liebe im Vordergrund. Es geht dann nur mehr um Rache und Kontrolle.“ Und ganz ehrlich: Sowas wünscht sich doch keiner.
Wie man vermeidet, dass Eifersucht die eigene Beziehung boykottiert? Indem man viel Verständnis und Liebe für sich selbst aufbringt, Verlustängste annimmt, sich ihnen stellt und darüber spricht. Oft ist es besser, nicht gleich aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen. So, wie man sich selber Freiheiten in der eigenen Beziehung wünscht, muss man sie auch dem anderen gönnen. Liebe lebt eben von Freiheit, Geduld und Kommunikation. Erst, wenn man sich darüber im Klaren ist, wie viel Einfluss man selber auf die Situation hat, kann man anfangen, an diesen Gefühlen zu arbeiten. In meinem Fall hat sich das Geduldigsein ebenfalls gelohnt. Um ein Uhr nachts bekomme ich eine Nachricht, die mir wieder einmal zeigt, wie unnötig meine Eifersucht war: „Bin daheim. Ich liebe dich. Schlaf gut!“
Die Expert*innen Christian Beer ist Psychotherapeut und Coach in Wien und hilft Menschen durch Depressionen, Burnout und bei Beziehungsproblemen: www.wienercouch.at
Birgit Maurer ist Klinische-, Gesundheits- und Arbeitspsychologin und Psychotherapeutin und begleitet Menschen bei Trennungen und Liebeskummer: www.liebeskummerpraxis.at
Dieser Artikel ist zuerst in unserem Salzburger QWANT. Magazin 8/2019 erschienen. Das kann man gratis abonnieren – und zwar hier: www.fraeuleinflora.at/salzburg/qwant.