Stadtleben

[Meinung] Nichts auf Schiene

Jetzt gibt's wahrscheinlich doch keine zweite Schienenachse in Linz.

Ewig wurde herumdiskutiert, hundertmal versprochen und am Ende ist doch alles so wie vorher auch schon: Wie der ORF berichtet, soll es jetzt (wahrscheinlich) doch keine zweite Schienenachse in Linz geben. Wir finden: Kompletter Schmarrn. 

Während über der Donau fröhlich an der mehrspurigen Autobahn mitten durch die Stadt gewerkelt wird und man sich im Bürgermeisteramt gefühlsmäßig alle vier Wochen Gedanken über eine neue Tunnelsprengung für neue Straßen, noch eine Autobrücke irgendwo oder, go big or go home, eine Seilbahn macht, heißt es zum Thema Öffi seit gestern Abend: Na ja, also, eher, vielleicht, hm, doch nicht.

Der Grund? Zu teuer.

Es kostet zu viel, meint der Herr Bürgermeister, und Alternativen hätte man auch schon. Laut ORF-Bericht sind das entweder E-Busse (na gut) oder, haltet euch fest, eine „Durchbindung der Mühlkreisbahn zum Linzer Hauptbahnhof“. Während der Amazonas brennt und wir unsere Atmosphäre mit CO2 vollpumpen, der Permafrost langsam schmilzt und der Alpenverein seine Gletscherkurse in Zukunft wahrscheinlich auf den Himalaya verschieben muss, weil es hier keine mehr geben wird, baut Linz also die Autobahn aus. Schlau.

Diese Dreistigkeit fällt ungefähr in dieselbe Kategorie wie jene Menschen, die selbst zum Merkur um die Ecke mit dem SUV cruisen, sich daheim ein fettes Steak gönnen und nebenbei penibel berechnen, wie viel CO2 Greta Thunberg jetzt wirklich verbraucht, also, auf ihrer Schiffsreise über den Atlantik. Geht’s noch?

Völlig neben der Spur

Dabei wäre es doch gar nicht so schwer, zu erkennen, woran es hapert. Ganz Linz fährt auf einer einzigen Schienenachse auf und ab, wer Richtung Tabakfabrik oder, noch schlimmer, Hafen will, muss oft lange auf Busse warten, donauaufwärts begibt man sich am besten gar nicht (ist aber ohne Auto ab einer gewissen Distanz vom Zentrum eh schwierig). Die Radwege sind mit die schlechtesten und auch wenigsten in Österreich und das Mühlviertel wird aufgrund miserabler Zugverbindungen regelrecht zum Autofahren motiviert.

Und da sind wir auch schon beim springenden Punkt angekommen: Solange es nämlich keine ernsthaften Alternativen zum Autofahren (und, wo wir schon dabei sind, für längere Distanzen eben Fliegen) gibt, kann man auch nicht anfangen, individuell Reisende für ihr Verkehrsmittel der Wahl zu shamen. Öffis müssen leistbar, gut ausgebaut und leicht zu benutzen sein, genauso wie es gute Radwege braucht, damit dann auch mehr Menschen Rad fahren.

Da bringt es nichts, nur auf die Dauer einer Legislaturperiode zu denken, und noch weniger, schnelle Lösungen für tiefgehende Probleme zu finden, die dann erst recht nicht halten. Und wer weiß, wenn man das Geld für die neuen Straßen, Tunnels, Autobahnen vielleicht gar nicht erst ausgeben würde, wäre dann auch genug für eine gute Zugverbindung ins Mühlviertel oder eine zweite Schienenachse da. Mindestens.

Fräulein Flora Linz gönnt sich eine Auszeit

Unsere fleißigen Schreiberlinge sind ja alle freiberulich tätig und derzeit in anderen Projekten schwer involviert. Deshalb macht der Blog hier eine kleine Pause. Aber keine Sorge: Alle Tipps bleiben natürlich online und sobald es weitergeht, geben wir euch Bescheid. In der Zwischenzeit könnt ihr gerne bei Fräulein Flora Salzburg vorbeischauen. Dort steppt der Bär umso mehr.

XOXO
eure Fräuleins