Linz unter der Donau im Dueker
Rausgehen Stadtleben

Unter der Donau: Dükerführung in Linz

Wo normalerweise nur Scheiße und benützte Tampons wandeln.

Das Thema Brücken ist in Linz ja ein ziemlich leidiges – meistens gibt es zu wenig, die, die gebaut werden, sind auch nicht recht, und wenn eine abgerissen wird, vermisst man sie ewig (Eisenbahnbrücke <3). Es gibt aber auch einen anderen Weg von Linz nach Urfahr und zurück: Und zwar einer, der unter der Donau hindurchführt. Wir waren im Donaudüker und haben uns das einmal angeschaut.

Es riecht ein bisschen komisch, das muss man schon sagen, aber sonst ist der Ort unscheinbar. Wir stehen auf der Urfahraner Seite der Donau zwischen hohem Gras und raschelnden Bäumen, nicht weit entfernt liegt der Pleschingersee und rundherum seine Badegäste, hier steht nur ein kleines Häuschen auf Stelzen. Abwasser, steht drauf, und Linz AG, nichts weiter.

Was sich unter dem kleinen Gebäude versteckt, ist aber ziemlich spektakulär: Gittertreppen führen rund 30 Meter in die Tiefe, vier dicke Rohre – drei grün, eins blau – laufen an der Wand entlang mit nach unten. Am Boden wartet ein kreisrunder Eingang, ein Schacht, der nicht nur vom Geruch her an Kanalisation erinnert, und flackerndes Licht: Der Linzer Donaudüker.

Vier Rohre laufen durch die Donau im Dueker

WTF ist ein Düker?

Düker, das kommt vom niederländischen Duiker und heißt Taucher. Genau das macht er auch, der lange Gang: Er taucht unter der Donau hindurch. Warum, das wird klar, wenn man sich ein bisschen zum Thema Abwasser in Oberösterreich informiert. Wenn nämlich Wasser benützt wird, wird es dreckig, und ist Wasser erst mal dreckig, muss es gereinigt werden. Das passiert in einer Kläranlage. So weit, so gut – nur, dass die einzige Kläranlage in der Nähe des Mühlviertels in Asten steht, ausgerechnet auf der anderen Seite der Donau.

Vom hintersten Zipfel des Mühlviertels bis hin nach Urfahr, alles Wasser, was hier gereinigt werden muss, soll irgendwie über die Donau kommen. Und da kommt der Düker ins Spiel: In ihm rauschen 1,2 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch die Rohre, bis sie auf der anderen Seite wieder aufgepumpt und nach Asten in die Kläranlage weitergeleitet werden. Neben den drei grünen Leitungen für Abwasser gibt es umgekehrt dann auch eine, die sauberes Wasser zurücktransportiert – die blaue Leitung.

Wir gehen in den Kanal

Nicht alles, was da durchrinnt, ist Wasser

Abwasser, Trinkwasser, grundsätzlich geht es hier um Flüssiges. Weil das aber nicht das einzige ist, was wir so in der Toilette runterspülen, schwimmt von Kacke über Tampons bis hin zu Katzenstreu auch noch so einiger andere, sorry für den Wortwitz, Scheiß daher. Einmal in der Woche werden die Rohre kräftig durchgespült – sonst blockieren sie. Und das will nun wirklich niemand putzen müssen.

Zurück in den Düker: Das Gitter unter unseren Füßen scheppert, als wir uns unter der Donau langsam Richtung Linz bewegen. Alle paar Meter steht man im Dunkeln, links und rechts fließt das Abwasser in seinen Rohren, zwischendurch neongrelles Licht. Der Weg ist länger als erwartet, die paar hundert Meter ziehen sich in die Länge, sodass man zwischendurch gut Gelegenheit hat, sich zu überlegen, was wohl wäre, wenn jetzt eines der Rohre platzen würde. Nicht zu schweigen von der Decke, die zwar 8 dicke Meter unter der Donau liegt – aber trotzdem.

Abwasser unter der Donau im Dueker

Gesprengte Kanaldeckel und andere Explosionen

Es hilft auch nicht, dass Herr Hipf, unser Guide für den Nachmittag, unseren Stopp am anderen Ende des Schachts dazu nützt, gemütlich zu erklären, dass Kanalsysteme sehr explosionsgefährdet sind. Wasser, Keime, Gärung, Gase, hier ein Unfall, dort ein Toter, und dann war da noch dieses Video, in dem es die Kanaldeckel einer Stadt zehn Meter in die Höhe gesprengt hat – ein Problem mit Feuer und Druck. Der Weg zurück sieht auf einmal noch viel länger aus.

Zurück müssen wir trotzdem, also machen wir uns wieder auf den Weg. Als wir wieder drüben stehen, sind wir dann doch ein bisschen erleichtert. Auch, wenn kein Grund zur Sorge bestand: Dass etwas schiefgeht, ist extrem unwahrscheinlich. Explosionen wie jene, von denen wir kurz zuvor noch Schauergeschichten gehört haben, gehören zu den absoluten Ausnahmen. Eine Führung durch den Donaudüker kann man also ganz ohne Angst bestreiten – am besten meldet man sich dafür direkt beim Kundenservice der Linz AG an. Dort erfährt man dann auch, wann es das nächste Mal Gelegenheit dazu gibt.


Schleichwerbung? Nein, Danke!
Wir nehmen für unsere redaktionelle Berichterstattung niemals Geld an. Werbung gibt es beim Fräulein, aber selten. Wenn wir Werbung machen, steht das außerdem ganz klar im Titel und nicht irgendwo versteckt – das ist hier aber nicht der Fall, dieser Artikel ist gänzlich unbezahlt entstanden. Was wir damit sagen wollen: Lasst euch nicht verarschen im Medienkonsum!

Fräulein Flora Linz gönnt sich eine Auszeit

Unsere fleißigen Schreiberlinge sind ja alle freiberulich tätig und derzeit in anderen Projekten schwer involviert. Deshalb macht der Blog hier eine kleine Pause. Aber keine Sorge: Alle Tipps bleiben natürlich online und sobald es weitergeht, geben wir euch Bescheid. In der Zwischenzeit könnt ihr gerne bei Fräulein Flora Salzburg vorbeischauen. Dort steppt der Bär umso mehr.

XOXO
eure Fräuleins