Es ist 2019. Jeden Freitag verpassen tausende von Schüler*innen den Unterricht, um gegen den menschengemachten Klimawandel zu protestieren. Wir können unseren Gletschern quasi beim Schmelzen zusehen, der Permafrostboden taut langsam auf und unser CO2-Verbrauch wird nicht wirklich weniger. Wir stehen vor dem Point of No Return – wenn wir jetzt nichts machen, sind wir selber schuld. Und trotzdem scheint die Message nicht ganz bei allen angekommen zu sein. Wir fragen uns: Was, bitteschön, ist da los?
Bei den Oberösterreichischen Nachrichten gibt’s grad ein Gewinnspiel. Das ist jetzt an sich nichts Besonderes, vermutlich wär es mir auch egal, aber letztens fiel mir beim Spazierengehen dann zufällig doch einer von diesen Zeitungsständern ins Auge. Oben drauf, ganz groß, der Hinweis – gewinne jetzt! Eine Reise im Privatjet nach Hamburg!
Ein paar hundert Meter weiter wird gerade die Autobahnbrücke über der Donau ausgebaut, auf sagenhaften zehn Spuren, mitten durch die Stadt, während für den Schienenverkehr (ich weiß ja nicht, vielleicht ins Mühlviertel? Dorthin, wo die vielen Pendler*innen herkommen?) wieder mal kein Geld übrigbleibt, sorry. Gleichzeitig bleibt Linz eine der Städte in ganz Österreich mit den wenigsten Radfahrer*innen – bei einem der kleinsten Budgets für Radinfrastruktur. Rhetorische Frage: Ob es da wohl einen Zusammenhang gibt? Dem werten Infrastrukturminister fällt dazu übrigens nichts Besseres ein, als zu verkünden, es wird erst dann mehr investiert, wenn mehr Leute da sind, die Rad fahren. Ähhhmm….logisch.
Aber dann vielleicht auch gar nicht so verwunderlich, in einer Stadt, in der es als spaßige Idee gilt, beim jährlichen Familien- und Musikfestival im Hafen Helikopterrundflüge im 30-Minuten-Takt anzubieten. Motto: Was kümmert mich der steigende Meeresspiegel, wenn ich doch die voest von oben sehen kann?
Ja, aber das sind doch Firmen, könnte man sagen. Die müssen ja nicht, könnte man sagen, die machen keinen Gewinn mit Klimaschutz, die brauchen doch jetzt echt nicht die Welt retten. Nur, dass mehr als die Hälfte der obengenannten Aktionen von öffentlicher Hand ausgehen, oder zumindest mitgetragen werden. Die Ausnahme wäre die OÖN, Teil der vierten Gewalt also, die ihrer Aufgabe der öffentlichen Information und mitunter Meinungsbildung eigentlich mit Verantwortung begegnen sollte. Was nicht heißen soll, dass das bei herkömmlichen privaten Unternehmen nicht genauso funktionieren könnte…
Und wir?
Was ist mit den Einzelpersonen, wäre dann noch so ein Argument. Können wir da nicht entgegenwirken, können wir nicht alle einen kleinen Beitrag leisten? Ja, natürlich können wir das. Wir können weniger verbrauchen und weniger wegschmeißen, wir können recyceln und uns vegan ernähren, wir können Ökostrom beziehen und nur ein Kind haben, wir können in Ballungszentren leben und mit den Öffis durch die Gegen kurven, wir können saisonal einkaufen und kleine Läden unterstützen – und es ist auch gut so, wenn wir das machen. Was wir aber nicht können, ist die gesamte Verantwortung für die Lösung unseres Umweltproblems auf unsere Schultern zu nehmen. Was wir nicht können, ist CO2-Emissionen regulieren, Flugreisen angemessen besteuern oder Rad- und Öffi-Infrastruktur ausbauen. Was wir nicht können, ist alles im Alleingang zu meistern.
Deshalb, und weil es ganz offensichtlich von alleine nicht ganz so klappt, hätten wir da ein paar Vorschläge. An euch Marketing-Teams und Werbetreibende, an euch Infrastrukturminister*innen und -Anbieter*innen: Gebt uns Gewinnspiele, die nachhaltig sind. Schickt uns im Privatwaggon erster Klasse nach Rom, schenkt uns ein E-Auto für ein Wochenende, sperrt die Stadt für autofreie Tage, baut die Öffis aus, gebt uns schnelle Zugverbindungen und freie Radwege. Lasst den Helikopter im Hangar, macht mit uns einen Ausflug mit dem E-Bike auf die Gis oder fährt Tretboot auf der Donau. Verlost Jahreskarten für die Bim und belohnt Pendler*innen, die ihr Auto stehen lassen und stattdessen mit der Bahn, dem Rad, zu Fuß kommen.
Was wir dafür ziemlich daneben finden: 2019 noch eine Reise mit dem Privatjet – ins Nachbarland! – anzubieten. Der Zug fährt schließlich auch hin…
Titelbild: Bob Blob
Es ist 2019. Jeden Freitag verpassen tausende von Schüler*innen den Unterricht, um gegen den menschengemachten Klimawandel zu protestieren. Wir können unseren Gletschern quasi beim Schmelzen zusehen, der Permafrostboden taut langsam auf und unser CO2-Verbrauch wird nicht wirklich weniger. Wir stehen vor dem Point of No Return – wenn wir jetzt nichts machen, sind wir selber schuld. Und trotzdem scheint die Message nicht ganz bei allen angekommen zu sein. Wir fragen uns: Was, bitteschön, ist da los?
Bei den Oberösterreichischen Nachrichten gibt’s grad ein Gewinnspiel. Das ist jetzt an sich nichts Besonderes, vermutlich wär es mir auch egal, aber letztens fiel mir beim Spazierengehen dann zufällig doch einer von diesen Zeitungsständern ins Auge. Oben drauf, ganz groß, der Hinweis – gewinne jetzt! Eine Reise im Privatjet nach Hamburg!
Ein paar hundert Meter weiter wird gerade die Autobahnbrücke über der Donau ausgebaut, auf sagenhaften zehn Spuren, mitten durch die Stadt, während für den Schienenverkehr (ich weiß ja nicht, vielleicht ins Mühlviertel? Dorthin, wo die vielen Pendler*innen herkommen?) wieder mal kein Geld übrigbleibt, sorry. Gleichzeitig bleibt Linz eine der Städte in ganz Österreich mit den wenigsten Radfahrer*innen – bei einem der kleinsten Budgets für Radinfrastruktur. Rhetorische Frage: Ob es da wohl einen Zusammenhang gibt? Dem werten Infrastrukturminister fällt dazu übrigens nichts Besseres ein, als zu verkünden, es wird erst dann mehr investiert, wenn mehr Leute da sind, die Rad fahren. Ähhhmm….logisch.
Ja, aber das sind doch Firmen, könnte man sagen. Die müssen ja nicht, könnte man sagen, die machen keinen Gewinn mit Klimaschutz, die brauchen doch jetzt echt nicht die Welt retten. Nur, dass mehr als die Hälfte der obengenannten Aktionen von öffentlicher Hand ausgehen, oder zumindest mitgetragen werden. Die Ausnahme wäre die OÖN, Teil der vierten Gewalt also, die ihrer Aufgabe der öffentlichen Information und mitunter Meinungsbildung eigentlich mit Verantwortung begegnen sollte. Was nicht heißen soll, dass das bei herkömmlichen privaten Unternehmen nicht genauso funktionieren könnte…
Und wir?
Was ist mit den Einzelpersonen, wäre dann noch so ein Argument. Können wir da nicht entgegenwirken, können wir nicht alle einen kleinen Beitrag leisten? Ja, natürlich können wir das. Wir können weniger verbrauchen und weniger wegschmeißen, wir können recyceln und uns vegan ernähren, wir können Ökostrom beziehen und nur ein Kind haben, wir können in Ballungszentren leben und mit den Öffis durch die Gegen kurven, wir können saisonal einkaufen und kleine Läden unterstützen – und es ist auch gut so, wenn wir das machen. Was wir aber nicht können, ist die gesamte Verantwortung für die Lösung unseres Umweltproblems auf unsere Schultern zu nehmen. Was wir nicht können, ist CO2-Emissionen regulieren, Flugreisen angemessen besteuern oder Rad- und Öffi-Infrastruktur ausbauen. Was wir nicht können, ist alles im Alleingang zu meistern.
Deshalb, und weil es ganz offensichtlich von alleine nicht ganz so klappt, hätten wir da ein paar Vorschläge. An euch Marketing-Teams und Werbetreibende, an euch Infrastrukturminister*innen und -Anbieter*innen: Gebt uns Gewinnspiele, die nachhaltig sind. Schickt uns im Privatwaggon erster Klasse nach Rom, schenkt uns ein E-Auto für ein Wochenende, sperrt die Stadt für autofreie Tage, baut die Öffis aus, gebt uns schnelle Zugverbindungen und freie Radwege. Lasst den Helikopter im Hangar, macht mit uns einen Ausflug mit dem E-Bike auf die Gis oder fährt Tretboot auf der Donau. Verlost Jahreskarten für die Bim und belohnt Pendler*innen, die ihr Auto stehen lassen und stattdessen mit der Bahn, dem Rad, zu Fuß kommen.
Was wir dafür ziemlich daneben finden: 2019 noch eine Reise mit dem Privatjet – ins Nachbarland! – anzubieten. Der Zug fährt schließlich auch hin…
Titelbild: Bob Blob